Forst- und Ortsgrenzen im Tharandter Wald
Als ich im
Frühjahr 2014 im Tharandter Wald vom Sonnentempel den Oberleitenweg in Richtung
Stille Liebe lief, entdeckte ich in Abständen von etwa 50 Metern historische
Grenzsteine. In fast alle Steine waren die Kurschwerter aus dem sächsischen
Wappen eingemeißelt. Nur bei zwei Steinen in dieser Reihe erkannte ich die
Königskrone.
Auf der
Kopffläche der Steine ist der Grenzverlauf durch ein Kreuz markiert. Linksseitig
tragen sie eine fortlaufende Nummer, an einigen Exemplaren ist auch eine
Jahreszahl zu erkennen.
Mir war die
Bedeutung dieser Grenzmarkierungen nicht bekannt, deshalb begann ich zu
recherchieren. Frank Ulrich Kumichel, ein Schulfreund aus Tharandt, übermittelte
mir den entscheidenden Literaturhinweis: Die Diplomarbeit von Frank Reichert
vom 06. August 1999 (TU DD, Geodätisches Institut).
Die sächsischen
Wälder waren einst überwiegend im Besitz der Kurfürsten.
Um 1550 wurde
es dringlich, diese Wälder vor unbefugter Nutzung zu schützen. Anfangs wurden die Forstreviere
durch Markierungen an Bäumen oder eingetriebenen Holzpfählen verbindlich
abgesteckt.
Kurfürst Moritz
veröffentlichte 1543 die erste Forstordnung für Sachsen, in deren Folge
Grenzsteine mit dem Kursächsischen Wappen und einer Jahreszahl Verwendung
fanden.
Im Jahre 1781
veranlasste der Kurfürst Friedrich August III., dass für die Grenzmarkierungen Steine mit gekreuzten Schwertern, einer
Jahreszahl und einer Reihennummer zu verwenden sind.
Die
Kurschwerter wurden ab dem Jahre 1806 durch die Königskrone ersetzt.
An der Schneise
21, unweit von Hertzdorf, ist eine Sammlung verschiedener historischer
Grenzsteintypen aus dem Tharandter Wald erstellt wurden.
Eine Tafel
beschreibt die einzelnen Typen verständlich.
1. Forstgrenzsteine
entlang des Oberleitenweges
Am
Sonnentempel:
N: 50° 58,818'
O: 013°35,045'
Reihennummer
216
N: 50°58,810'
O: 013° 35.062'
Reihennummer
217
N: 50°58,802'
O: 013° 35.047'
Reihennummer 218
N: 50°58,794'
O: 013° 35.049'
Reihennummer
219
N: 50°58,784'
O: 013° 35.038'
Reihennummer
220
N: 50°58,770'
O: 013° 35.036'
Reihennummer
224
N: 50°58,726'
O: 013° 35.036'
Der Stein war
durch Geäst völlig verdeckt.
Reihennummer
225
N: 50°58,711'
O: 013° 35.038'
Reihennummer
226
N: 50°58,702'
O: 013° 35.039'
Gut erhalten
ist das Kreuz auf dem Steinkopf:
Reihennummer
227
N: 50°58,692'
O: 013° 35.048'
2. Grenzstein
in Tharandt, Akademieweg – Kirchsteig, Aufgang Nord zur Kirche
Jahreszahl 1826
(?)
Grenzstein
direkt am nördlichen Aufgang, rechts neben dem Durchgang
Lfd Nr.
1025
Jahr: 1826
3. Grenzstein
am Hartheberg in Hartha,
Schneise 6 - rechte Wegseite
N: 50°58,981'
O: 013° 32.302'
4. Grenzstein
im Forstbotanischen Garten Tharandt
N: 50°59,029'
O: 013° 34,379'
Die laufende
Nummer 998 ist gut zu lesen, bei der Jahreszahl bin ich unsicher: 1858 oder
1838?
5. Ein Orts
- Grenzstein Kurort Hartha aus dem Jahre 1549
N: 50°58,839'
O: 013° 32.745'
6. Grenzstein an der Straße von Hartha nach Spechtshausen,
Am Hartheberg
Die Jahreszahl
deute ich als 1720 (?)
7. Grenzsteine
im Tharandter Wald, auf dem Mauerhammerweg
Nr.. 129
Nr.: 130
8. Das
Forstvermessungsdenkmal von 1740 in
Spechtshausen
9. Grenzstein
neben der Ernemannhütte
10. Grenzsteine
entlang der Schneise 9
11.
Forstgrenzstein bei Niederschöna, am Sandweg
Koordinaten: N
50̊ 56.884′ O 013̊
27.322′
Ein
ungewöhnlicher Grenzstein, es wurde ein Felsblock benutzt.
Bei meinen künftigen
Spaziergängen durch den Tharandter Wald werde ich aufmerksam nach weiteren
historischen Forst- oder Ortsgrenzsteinen suchen.
Sollte ich dabei Erfolg haben, wird dieser Artikel fortgesetzt.
Literatur:
Diplomarbeit
Frank Reichert, TU Dresden, 1999
Horst
Torke „Forstgrenzsteine der Amtswälder
in der Sächsischen Schweiz“, Stadtmuseum Pirna, 1989
eMail von Andre Kaiser, Grillenburg (19.01.2015)